Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

»RosaWinkelGedenkbuch«

Aktuelles

† † Unser Freund, der Schwulenaktivist, Retter des Gedenkortes "Klinkerwerk" und Mitautor Joachim Müller ist am 13. April 2025 wenige Tage nach seinen 87. Geburtstag im DRK Krankenhaus Berlin-Westend verstorben. Die Urne wurde am 11. Juni 2025 beigesetzt.† † 

Joachim Müller

Retter des Gedenkortes Mordstätte-Klinkerwerk
(* 11. März 1938 in Bitterfeld)

Joachim Müller im Gedenken in Sachsenhausen

Joachim Müller am 27.01.1999 in der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Foto: © Lothar Dönitz, Berlin


Am 27. Juni 1985 besuchte eine Gruppe des "Treffens (West-) Berliner Schwulengruppe (TBS)" die "Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen" in der DDR. Vor dem Grenzübertritt in die DDR verteilte er seinen Vortrag:

"Zur Situation der Homosexuellen in den Konzentrationslagern".

Ausführlicher:⟩ Gedenken an die Opfergruppe

Retter des Gedenkortes Todeslager Klinkerwerk

Im Dezember 1991 beschloß das Stadtparlament Oranienburg auf dem Gelände des ehem. Todeslagers Klinkerwerks einen Gewerbepark anzusiedeln. Die ersten Bagger waren bereits angerückt. Im Gedenkstätten ⟩ Rundbrief 1992 #07 forderte er die Erhaltung des Geländes und die Errichtung eines Denkmales für die Ermordeten Häftlinge. Seine Proteste und die von ehemaligen Häftlingen führten 1992 zu einem Stopp weiterer Gewerbeansiedlung.

Im Jahr 1996 wurde das gesamte Gelände unter Denkmalschutz gestellt. Es dauerte noch. Erst am 4. Dezember 2011 wurde am Gedenkort Todeslager Klinkerwerk eine Freiluftausstellung eröffnet.

Später arbeitete er im Schwulen Museum in Berlin und war von 1993 bis 2001 Mitglied im Internationalen Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Auf Anregung der Stiftung wurde er für seine Verdienste am 5. April 2013 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen würdigt Joachim Müller in einen ⟩  Nachruf vom 3. Juni 2025 ..."Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wird Joachim Müller, den Aktivisten der ersten Stunde für die Erinnerung an verfolgte Homosexuelle, den akribischen Forscher und humorvollen Menschen in dankbarer Erinnerung behalten."

Oder hier: Trauer um Joachim Müller (1938-2025) (pdf)

Foto: 🔎 © Lothar Dönitz, Berlin

Seine 2 Neffen und viele Freunde, Wegbegleiter, Veteranen der Schwulenbewegung nahmen am 11.06.2025 auf dem ⟩  Alten St. Matthäus-Kirchhof Abschied. Der Histoiker Alexander Zinn hielt eine bewegende Trauerrede, nachzulesen auf rosa-winkel.de: ⟩  »Zorn, der Kraft gibt.«.

»RosaWinkelGedenkbuch«

Die Überarbeitung, Ergänzung sollte bereits zum 17. Mai 2025 IDAHOBIT*, Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit veröffentlicht werden. Leider habe ich das nicht geschafft. Einige Seiten müssen später noch geprüft und überarbeitet werden. Hinweise auf Fehler oder Ergänzungen nehme ich gern entgegen: ⟩ lothar.doenitz@kgaf.de

»Fritz liebte Männer. Und wurde dafür gehängt. Hans, Ernst und Friedrich auch.« Wenig bekannt sind die Namen der Männer die wegen ⟩  Homosexualität hingerichtet wurden. Ihr Schicksal erfährt zu wenig Aufmerksamkeit und ist fast in Vergessenheit.


»Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen«

Nach der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel in der Gedenkstätte Sachsenhausen erschien im Jahr 2000 das gleichnamige Buch von Joachim Müller und Andreas Sternweiler. Nun sollten auch die Opfer ihren Namen erhalten. Wir veröffentlichten auf den Webseiten unseres Gesprächskreises Homosexualität die "Liste der Toten" mit den bis dahin bekannten 314 Namen. Bald erfuhren wir, forschten weiter, bekamen Anfragen und Hinweise auf viele, weitere bisher unbekannte Opfer. Die "Liste der Toten" wurde im Laufe der Jahre um die Namen, Biografien und Angaben zu Stolpersteinen Opfer der "Häftlingsgruppe Rosa Winkel" ergänzt. Die "Rosa-Winkel-Häftlinge" wurden schikaniert, gedemütigt, gequält, entmannt, in den Konzentrationslagern, in Euthanasie-Mordanstalten ermordet und auch mit dem Fallbeil oder durch den Stang hingerichtet. Wir gedenken heute der Opfer aus dem KZ Oranienburg, KZ Sachsenhausen und deren Außenlagern, AL Niederhagen-Wewelsburg, AL Groß-Rosen, AL Karlshagen, des Männerlagers im KZ Ravensbrück. "Rosa-Winkel-Häftlinge" wurden auch in den Euthanasie-Tötungsanstalten Bernburg, Pirna-Sonnenstein ermordet oder in den NS-Hinrichtungsstätten Berlin-Plötzensee, Brandenburg-Görden, Zuchthaus Halle (Saale), München-Stadelheim hingerichtet.


Begräbnis- & Erinnerungsort Altglienicke

Auf dem ⟩  Städt. Friedhof  ⟩ Altglienicke, Schönefelder Chaussee 100, befindet sich eine ⟩  Begräbnisstätte & Erinnerungsort an die Opfer des Nationalsozialismus. Unter den über 1.360 Urnen befinden sich auch mehr als 40 Opfer, Männer die im KZ Sachsenhausen als "Rosa-Winkel-Häftling" ermordet wurden.

Im Frühjahr 2020, nach der Neugestaltung des Gedenkortes, wurden die Opfer und deren Namen bekannt.

„Erinnerung entsteht gemeinsam zwischen Menschen, die heute Leben“

Unter den dort Bestatteten befindet sich die Urne von ⟩ Paul O'Montis (bürgerl.Paul Wendel). Einen Monat nach seiner Einlieferung in das KZ Sachsenhausen wurde er im Block 35 (Bereich der Isolierung) ermordet. 17. Juli 1940 um 2 Uhr »Freitod durch Erhängen«, so wird sein Tod in der Sterbeurkunde bescheinigt. Damit sollte der Tod, der Mord an den einst auch in der Berliner Skala gefeierten Künstlers vertuscht werden.


Mordaktion Klinkerwerk

18.09.2022 Gedenk.Feier zum 80. Jahrestag der Mordaktion gegen homosexuelle Häftlinge ("Männer mit dem Rosa-Winkel") – der größten Massenmordaktion gegen "Rosa-Winkel-Häftlinge" des KZ Sachsenhausen –

Allein zwischen Juni und September 1942 kamen mehr als 100 "Rosa-Winkel-Häftlinge " im Klinkerwerk auf unterschiedliche Weise ums Leben: infolge von Misshandlungen, bei inszenierten Unfällen oder durch Erschießungen. Auf dem Programm standen Informationen über den historischen Ort und die Mordaktion sowie eine Gedenkfeier mit Redebeiträgen unter anderem des Präsidenten des Internationalen Sachsenhausen Komitees, Dik de Boef, einer szenischen Lesung zu Opferschicksalen, musikalischer Begleitung durch die Sängerin und Schauspielerin Sigrid Grajek und einer Kranzniederlegung.

Weitere Infos auf der⟩  Webseite des Gesprächskreis Homosexualität Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg und die Ansprache von Dik de Boef, Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, können Sie ⟩  auf den Webseiten der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen nachlesen.

Oder sie sehen das Video auf ⟩  https://vimeo.com/showcase/gedenkfeier-klinkerwerk" [01:38:01]


Letzte Gedenkveranstaltungen:

Aus Gesundheits- und Altersgründen können wir seit der Veranstaltung am 18.09.2022 80. Jahrestags der Mordaktion an "Männer mit dem Rosa-Winkel" an homosexuellen Männern im KZ-Außenlager Klinkerwerk und der Gedenkveranstaltung am 27.01.2023 Holocaust-Gedenktag kein Gedenken organisieren oder daran teilnehmen.


Bild: 🔎 03.05.2025: Gemeinsam mit der Direktorin der Gedenkstätte Dr. Astrid Ley
Stilles Gedenken an die Opfergruppe "Männer mit dem Rosa-Winkel"  © Lothar Dönitz

Bild: 🔎 27.01.2023: Tape-Art-Gedenken in der Station Z; Lothar Dönitz