Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

»RosaWinkelGedenkbuch«

Friedrich Wilhelm Hermann Brüchmann



Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 30.09.1907
Geburtsort: Berlin
Ermordet am: 17.07.1942
Letzter Wohnort: Berlin-Charlottenburg, Wielandstraße 13
Initiator:  
Zum Lebensweg: Friedrich Brüchmann wurde am 30. September 1907 in Berlin geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums hatte er zwölf Semester an der Technischen Hochschule studiert, dann aber sein Studium unterbrochen, um Geld zu verdienen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Der Ledige und war von Beruf technischer Angestellter bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, in einer kriegswichtigen Arbeit.

Friedrich Brüchmann war homosexuell und lebte auch seine Sexualität. Laut Strafakten hatte er seit 1928 also mit etwa 21 Jahren, erste homosexuelle Kontakte, immer auf der Suche nach einer dauerhaften Beziehung, die aber nie glücken wollte. Diese sexuellen Erlebnisse waren nur zufällig Recherchen der Gestapo zu einem ganz anderen Fall entdeckt und aufgedeckt worden. Im September 1939 wurde er verhaftet, weil sein Name im kriminalpolizeilichen Verhör eines Bekannten (Tatvorwurf: homosexuelle Handlungen) genannt worden war. Brüchmann legte zur Aufklärung der Vorwürfe beitragende Geständnisse ab, auf Grund dessen vier Fälle nach § 175 wie auch zwei Fälle und ein Versuch nach § 175a als erwiesen galten. Strafmildernd fand im Verfahren die Tatsache Berücksichtigung, dass er nicht vorbestraft war und keinen Analverkehr ausgeübt hatte. Strafverschärfend wirkte sich aus, dass er Oralverkehr zugegeben hatte. Das Strafmaß lautete 2 Jahre Gefängnis im April 1940.

Nach der Strafverbüßung wurde er nicht entlassen, sondern die Gestapo deportierte ihn als "BV Homosex" "Rosa-Winkel-Häftling" mit der Häftlingsnummer 41258 in das KZ Sachsenhausen. Im Alter von 34 Jahren wurde Buschmann im Krankenrevier des KZ Sachsenhausen "entmannt". Formal erfolgten Kastrationen auf eigenen, freiwilligen Antrag. Der Vollzug seiner Entmannung war am 10 Juli 1942 der Politischen Abteilung und andere Dienststellen gemeldet worden. Danach hätte eine vorgeschriebene Nachuntersuchung vorgenommen und Lichtbilder angefertigt werden sollen. Die Anlagen in doppelter Ausfertigung "Ur- und Durchschrift der 1. Nachunters. nach Kastrat." mussten deshalb weitgehend unbearbeitet und mit der Benachrichtigung abschließend ergänzt, unter dem Aktenzeichen 6/4 L 7b-Vorgangzu den Akten genommen werden. ...Die laut Vorschrift vorgesehene Nachuntersuchung fand nicht mehr statt. In einer schriftlichen Meldung des Sachsenhausener Krankenreviers teilte der I. Lagerarzt am 21. Juli 1942 der Politischen Abteilung das Lagers mit: "Brüchmann wurde inzwischen auf seinem ‘Arbeitskommando Großziegelwerk’ auf der Flucht erschossen. Lichtbilder können daher nicht beigegeben werden. Der Lagerkommandant meldete seinen Tod ...


Bild: 🔎 Sterbeurkunde Standesamt Oranienburg,
Todesursache: "Herzschuß bei Fluchtversuch"

Friedrich Brüchmann wurde am 17. Juli 1942 im Alter von 34 Jahren im Außenlager Klinkerwerk ein Opfer
⟩  der Mordaktion an Männer mit dem Rosa-Winkel.

Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover (Dezember 2017). Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen.
Quellen:
• Friedrich Wilhelm Hermann Brüchmann in der Sammlung Berlin, Deutschland, Geburtsregister, 1874-1908: ⟩  ancestry.de
• 19.05.1942, Blut-, Stuhl- und Liquor-Untersuchungen im Hygiene-Institut der Waffen-SS in Berlin Laborbefundbuch, [Konzentrationslager Sachsenhausen/Krankenrevier] Russisches Staatliches Militärarchiv, Moskau 1367/1/55 24 D 1 A/1055 24
• KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩  Internet-Totenbuch
• Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen ⟩  Signatur 4130674
• Arolsen Archives, Karteikarte Amt für Kriegsopfer Berlin ⟩  Signatur 130587496
• Joachim Müller »Um von meinem Trieb befreit zu werden«; Kastrationen im Krankenrevier. In: Joachim Müller, Andreas Sternweiler, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 283 ff.
• Vgl. Joachim Müller »Unnatürliche Todesfälle« in: Joachim Müller, Andreas Sternweiler, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216-263.