Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

»RosaWinkelGedenkbuch«

Ernst Bethke

Rosa Winkel für Ernst Bethke

Kein Stolperstein vorhanden, hier nur der Leidensweg.
Geboren am: 23.07.1907
Geburtsort: Kuhblank | Wittenberge
Ermordet am: 31.07.1942
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Ernst Friedrich Wilhelm Ferdinand Bethke wurde am 23. Juli 1907 in Kuhblank bei Wittenberge in Brandenburg geboren und evangelisch getauft. Der Ledige lebte später in Wittenberge und war Landwirt. Seit August 1932 war er auch Ortsgruppenleiter der NSDAP.

Am 15. Mai 1936 lieferte man den 28-Jährigen vom Gerichtsgefängnis Wittenberge in das Gerichtsgefängnis Neuruppin und am 22. Juni 1936 verurteilte ihn das Landgericht Neuruppin wegen "widernatürlicher Unzucht" nach §175 in der alten Fassung von vor 1935 und wegen fortgesetzten Verstoßes gegen §175a, Ziffer 3, letzteres könnte eine längere Beziehung zu einem Jugendlichen bedeuten. Die Zuchthausstrafe war mit sechs Jahren außergewöhnlich drastisch, abzüglich von zehn Wochen Untersuchungshaft. Außerdem verurteilte man ihn zu zehn Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.

Dieses Urteil hatte auch eine politische Komponente. Er hatte auch seinen NSDAP-Kreisleiter belogen. Das Gericht: "Ganz besonders erschwerend für den Angeklagten ist aber die Tatsache, dass er Ortsgruppenleiter der NSDAP gewesen ist. … Er sollte als Mitglied der Bewegung durch seine Lebensführung die ihm anvertrauten Volksgenossen zur Sauberkeit und Reinheit durch seine eigene Persönlichkeit erziehen, ihnen ein Vorbild sein … Ein solcher Volksschädling muss auf längere Zeit aus der menschlichen Gesellschaft entfernt werden."

Zur Strafverbüßung lieferte man ihn an seinem Geburtstag 1936 in das Zuchthaus Luckau. Im Februar 1939 überführte man ihn zur Schwerstarbeit im Moor zunächst in das Strafgefangenenlager Esterwegen und dann in das Lager Walchum, beide im Emsland. Im Januar 1941 ging es weiter in das Zuchthaus Celle und im März 1941 in das Zuchthaus Hameln. Dort vermerkte man in einem Gnadengutachten: "… er will nicht gleichgeschlechtlich veranlagt sein …" Im März 1942 kündigte man von Hameln aus der Kriminalpolizeistelle Wittenberge seine baldige Entlassung an und beurteilte ihn günstig. Noch im selben Monat kam die Antwort von der Kriminalpolizeileitstelle Berlin: "Es ist geplant Bethke in polizeiliche Vorbeugungshaft zu nehmen." Er solle in einem Sammeltransport nach Berlin überstellt werden.

Am 18. April 1942 entließ man ihn im Zuchthaus Hameln nicht in Freiheit, sondern übergab ihn der Polizei Hameln, die ihn in Vorbeugungshaft nahm und zunächst im Gerichtsgefängnis Hameln unterbrachte. Bald darauf dürfte er nach Berlin transportiert worden sein und vermutlich noch im selben Monat in das KZ Sachsenhausen, wo er als "Rosa-Winkel-Häftling" die Häftlingsnummer 42.867 erhielt.

Ernst Bethke wurde am 23. Juli 1942 im Alter von 35 Jahren im Außenlager Klinkerwerk ein Opfer
⟩  der Mordaktion an Männer mit dem Rosa-Winkel.


Bild: 🔎 Sterbeurkunde Standesamt Oranienburg,
Todesursache: "Auf der Flucht erschossen"
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover. Ich danke Bernhard Gelderblom, Hameln, und Mario Keller-Holte für zusätzliche Informationen. Ergänzt, überarbeitet Lothar Dönitz, Berlin, 2025
Quellen:
• KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩  Internet-Totenbuch
• Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen ⟩  Signatur 4130036
• Arolsen Archives, Karteikarte Amt für Kriegsopfer Berlin ⟩  Signatur 130581053
• Arolsen Archives, Namenverzeichnisse über ein- und ausgegangene Schriftstücke bei der Kripoleitstelle Berlin ⟩  Signatur 12096814
• Vgl. Müller, Joachim, Unnatürliche Todesfälle, in: Müller, Joachim, Sternweiler, Andreas, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216-263.