Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

»RosaWinkelGedenkbuch«

Kurt Erich Hermann Schuster



Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 07.02.1920
Geburtsort: Berlin-Weißensee
Ermordet am: 24.07.1942
Beisetzungsort: Friedhof Berlin-Weißensee, Roelkestraße
Letzter Wohnort: Berlin-Weißensee, Trabacher Straße 10
Initiator:  
Zum Lebensweg: Kurt Erich Hermann Schuster wurde am 7. Februar 1920 in Berlin geboren und evangelisch getauft. Der Ledige wohnte auch später in Berlin und gab als Anschrift Berlin-Weißensee, Trabacher Straße 10, an. Von Beruf war er Maschinenarbeiter.

Ab den 26. Januar 1939 verhörte die Polizei den 19-Jährigen in der Untersuchungshaft in der Haftanstalt Berlin-Moabit. Das Amtsgericht Berlin verurteilte ihn am 28. Juni 1939 wegen "Strichjungentätigkeit" nach §175a, Ziffer 4, unter Anrechnung der Untersuchungshaft auf die Strafhaft zu acht Monaten Gefängnis, was mit anderen Strafen zusammen einer drastischen Gesamtstrafe von drei Jahren und sechs Monaten Gefängnishaft ergab. "Strichjungen" waren oft gar nicht homosexuell, sondern gingen ihrem Gewerbe aus sozialer Not nach. Trotzdem wurden auch sie Opfer des von den Nazis 1935 eingeführten §175a.

Zur Strafverbüßung transportiert man ihn zunächst in die Jugendgefängnisse in Naugard und Herford und ab Mitte 1940 in die Strafgefängnisse Hagen, Berlin-Tegel, Berlin-Moabit und wieder Berlin-Tegel. Nach verbüßter Strafe entließ der Justizvollzug ihn nicht in die Freiheit, sondern lieferte ihn am 15. April 1942 der Polizei Berlin aus. Die Polizei deportierte ihn etwa im Mai 1942 in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo ihn die SS als "Homosexuellen" einstufte und er als "Rosa-Winkel-Häftling" die Häftlingsnummer 42.873 erhielt.

Kurt Schuster wurde am 24. Juli 1942 im Alter von 22 Jahren im Außenlager Klinkerwerk ein Opfer
⟩  der Mordaktion an Männer mit dem Rosa-Winkel.


Bild: 🔎 Sterbeurkunde Standesamt Oranienburg,
Todesursache: "Freitod durch Erhängen"

Die NS-Verurteilungen nach §175 StGB (auch die Strichjungentätigkeit in der ⟩ NS-Fassung von 1935) hob der Deutsche Bundestag erst am ⟩ 17. Mai 2002 auf.

Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover; Überarbeitet, ergänzt Lothar Dönitz, Berlin, 2025.
Quellen:
• KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩  Internet-Totenbuch
• Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen ⟩  DocID 4126345
• Arolsen Archives, Karteikarte Amt für die Erfassung der Kriegsopfer Berlin ⟩  DocID 130648663
• Arolsen Archives, Listenmaterial Sachsenhausen Arbeitskopien Ordner 41, Friedhof Berlin-Weissensee, Roelkestraße ⟩  DocID 4083776
• Müller, Joachim, Unnatürliche Todesfälle, in: Müller, Joachim, Sternweiler, Andreas, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216 ff.
• Büge, Emil: Massenmord auf dem Klinker in: 1470 KZ-Geheimnisse, Heimliche Aufzeichnungen aus der Politischen Abteilung des KZ Sachsenhausen Dezember 1939 bis April 1943, Seite 149 ff., Metropol Verlag Berlin, 2010