Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

»RosaWinkelGedenkbuch«

Johannes Wilhelm Artur Wiegert



Kein Stolperstein vorhanden, hier nur der Leidensweg.
Geboren am: 13.11.1903
Geburtsort: Berlin
Ermordet am: 14.07.1942
Letzter Wohnort: Berlin-Tiergarten, Tiergartenstraße 44
Initiator:  
Zum Lebensweg: Johannes Wiegert wurde am 13. November 1903 in Berlin als Sohn von Karl Johann Ludwig und Josefa Franziska Eleonore Wiegert, geb. Brustmann geboren und evangelisch getauft. Der Ledige wohnte später in Berlin-Tiergarten und war von Beruf Schriftleiter im Zentralverlag der NSDAP. Er dürfte also ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sein.

Am 17. Juli 1938 verhaftete die Polizei Berlin den 34-Jährigen und drei Tage später kam er mit Haftbefehl in die Untersuchungshaft in der Haftanstalt Berlin Lehrterstraße. Das Amtsgericht 603 in Berlin verurteilte ihn am 2. November 1938 nach §175 unter Anrechnung der Untersuchungshaft auf die Strafhaft zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten. Seine berufliche Laufbahn als Schriftleiter dürfte damit beendet worden sein. Die Strafe verbüßte er im Strafgefängnis Berlin-Tegel. Dort entließ man ihn am 2. Juni 1939 aus der Haft an eine Privatanschrift.

Am 12. Juli 1940 verhaftete ihn die Polizei erneut und er dürfte nun abermals nach §175 zu einer Haftstrafe verurteilt worden sein. Anfang 1942 deportierte ihn die Polizei in das KZ Sachsenhausen, wo ihn die SS als "Homosexuellen" einstufte und er als "Rosa-Winkel-Häftling" die Häftlingsnummer 41.456 erhielt.

Johannes Wiegert wurde am 14. Juli 1942 im Alter von 38 Jahren im Außenlager Klinkerwerk ein Opfer
⟩  der Mordaktion an Männer mit dem Rosa-Winkel.


Bild: 🔎 Sterbeurkunde Standesamt Oranienburg,
Todesursache: "Kopfschuß bei Fluchtversuch"
Unklar sind Einträge im Sterberegister Nr. 1656 vom 29. Mai 1943: "Der Funker Johannes Wilhelm Artur Wiegert... Eingetragen auf schriftliche Anzeige des Oberkommandos der Wehrmacht, Wehrmachtsauskunfstelle für Krieger... Verluste und Kriegsgefangene in Berlin-Schöneberg. ... Bei Fluchtversuch erschossen."
Autor: Rainer Hoffschildt,Hannover; Ergänzt, überarbeitet Lothar Dönitz, Berlin 2025.
Quellen:
• KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩  Internet-Totenbuch
• Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen ⟩  DocID 4128300
• Arolsen Archives, Karteikarte Amt für die Erfassung der Kriegsopfer Berlin ⟩  DocID 130656233
• Johannes Wilhelm Artur Wiegert in der Sammlung Berlin, Deutschland, Geburtsregister, 1874-1908: ⟩  ancestry.de
• Johannes Wilhelm Artur Wiegert in der Sammlung Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874-1986: ⟩  ancestry.de
• Müller, Joachim, Unnatürliche Todesfälle, in: Müller, Joachim, Sternweiler, Andreas, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216 ff.
• Büge, Emil: Massenmord auf dem Klinker in: 1470 KZ-Geheimnisse, Heimliche Aufzeichnungen aus der Politischen Abteilung des KZ Sachsenhausen Dezember 1939 bis April 1943, Seite 149 ff., Metropol Verlag Berlin, 2010