Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

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Hsoum Ling-Li

Gedenkbuch Hsoum Ling-Li

Ermordet am 17.07.1942 im KZ Außenlager Klinkerwerk
Geboren am: 07.03.1904
Geburtsort: Kanton (China)
Ermordet am: 17.07.1942
Verlegeort: ⟩ 39106 Magdeburg, Prälatenstraße 16
Initiator: Lesben- und Schwulenverband Deutschland
Landesverband Sachsen-Anhalt
Zum Lebensweg: Hsoum Ling-Li stammt aus der Stadt Kanton in China.

Am 4. November 1940 wurde er wegen "Sittlichkeitsverbrechens, § 176 (1) RStGB" vom Landgericht Berlin zu einer Zuchthausstrafe, 1 Jahr, 6 Monate, verurteilt. Ling-Li sollte danach aus dem Reichsgebiet ausgewiesen und im Transportwege abgeschoben werden.

Nach Strafverbüßung wurde er nicht freigelassen, sondern in "Schutzhaft" genommen und in das KZ Sachsenhausen deporiert.

Der ehemalige Häftling Emil Büge berichtet im seinen heimlichen Aufzeichnungen:

"... Die größte Schweinerei jedoch die der "Klinker" je gesehen hat, ist die regelrechte Abschlachtung von unglücklichen Häftlingen im Juli und August 1942, als - bestimmt auf Anordnung von oben - eine Mord Welle täglich ihre Opfer sucht... im folgenden Liste ich die Namen und Nummern von auf dem "Klinker" ermordeten 89 Häftlingen auf von denen die meisten wegen Verstößen gegen Paragraph 175, einige wenige auch gegen Paragraph 176 , inhaftiert waren. Daraus dass sie fast alle Häftlingsnummern über 40.000 haben kann man ersehen, dass die allermeisten erst 1942 ins Lager gekommen sind. Was bedeutet nun eine Inhaftierung wegen des ominösen § 175? Die wenigsten der deswegen ins Lager eingelieferten sind tatsächlich sogenannte Interessenten für Hinterhauswohnungen, die größere Zahl sind ganz unschuldige Onanisten, und wenn sie dafür ihr Leben lassen müssen, dann ist das glatter Mord...«

Hsoum Ling-Li wurde am 17. Juli 1942 im Alter von 38 Jahren im Außenlager Klinkerwerk ein
Opfer ⟩  der Mordaktion an Männer mit dem Rosa-Winkel.

Der homosexuelle Häftling Siegfried Gnittke gehörte nach eigener Aussage, einige Zeit zu den Häftlingen der Isolierbaracke im Klinkerwerk. Er überlebt das KZ und berichtete nach seiner Befreiung über die Ermordung von Hsoum Ling-Li:

"... ein Chinese aus Hamburg wurde so lange geschlagen, bis er zum Posten lief und sagte: Ich bitte um einen guten Kopfschuß. Dann ging der Mann ganz langsam über die Postenkette hinaus und wurde vom Posten abgeknallt...«


Bild: 🔎 Sterbeurkunde Standesamt Oranienburg,
Todesursache: "Schulterblattschuß mit Durchtrennung des Herzens bei Fluchtversuch".
Um den Mord an Ling-Li zu vertuschen wurde als Sterbeort "Oranienburg im Lager Sachsenhausen " eingetragen.
Auch wenn er, auch aus heutiger Sicht, ein "Sexualstraftäter" war, so ist seine gezielte Ermordung ein NS-Verbrechen.
Autor: Lothar Dönitz, 2025, aktualisiert nach Bekanntwerden seiner Strafakte. Die Aussagen zu einer angeblichen Homosexualität sind nicht zutreffend.

Quellen:
• KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch
• Emil Büge: 1470 KZ-Geheimnisse, Seite 153 ff., Metropol Verlag Berlin, 2010
• Siegfried Knittke: Meine Lagererlebnisse im Konzentrationslager Sachsenhausen, Oranienburg bei Berlin, vom 1. April 1941 - 3. Mai 1945, AS R go R90 / 2 S. 2-4, S. 9-10
• Arolsen Archives, Zuchthaus Brandenburg, Personalakte... ⟩ DocID 12126377
• Arolsen Archives, Strafakte und andere Dokumente ⟩ DocID 12104393
• Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen ⟩ DocID 4122920
• Arolsen Archives, Karteikarte Amt für die Erfassung der Kriegsopfer Berlin ⟩ DocID 130617613