Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

»RosaWinkelGedenkbuch«

Herbert, Alfred, Wilhelm Heinecke

Rosa Winkel 34744

Trotz seiner Vorstrafen nach § 175 RStGB wurde er im KZ Sachsenhausen der Häftlingsgruppe Asoziale" zugeordnet und hat wohl einen schwarzen Winkel getragen.
Geboren am: 21.09.1909
Geburtsort: Berlin
Ermordet am: 26.03.1941
Beisetzungsort: ⟩  Städt. Friedhof Altglienicke,  Berlin-Altglienicke, Schönefelder Chaussee 100 Seine Urne mit der Nummer 1274 wurde am 26.08.1941 im Urnensammelgrab Abteilung U1/U2 beigesetzt. Ein Schriftzug auf der Glaswand der Erinnerungen erinnert an Herbert Heinecke:

Schriftzug Herbert Heinecke
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg:

Herbert, Alfred, Wilhelm Heinecke wurde als Sohn einer kinderreichen Familie in Berlin Prenzlauer Berg geboren, er hatte zwölf Geschwister. Seine Eltern Arnim und Anna Heinecke wohnten ebenfalls in Berlin. Offensichtlich hatte er keine schöne Kindheit und Jugend. Am 13. März 1934 schloss er die Ehe mit Anna Maria Katharina Klant. Diese Ehe wurde bereits am 10. Juni 1935 rechtskräftig geschieden.

Nach zahlreichen Strafen wegen Bettelei (Vlg. RStGB § 361) befand sich Herbert 1938 im ⟩  Städtischen Arbeits- und Bewahrungshaus Berlin-Lichtenberg. Dort wurde er von einen Mithäftling denunziert und angezeigt. Ab den 19. Dezember 1938 verhörte man ihn bis er gleichgeschlechtliche Handlungen gestand. Erst am 22. Mai 1939 wurde ein Haftbefehl ausgestellt. Das Amtsgericht 603 in Berlin verurteilte ihn nach § 175 RStG zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten. Zur Strafverbüßung überführte man ihn zunächst am 7. Juli 1939 in das Gefängnis Berlin-Tegel, am 24. Juli in das Gefängnis Wittstock/Dosse und schließlich im November 1939 wieder zurück nach Tegel.

Nach verbüßter Strafe entließ der Justizvollzug in Berlin-Tegel ihn nicht in die Freiheit, sondern man verlegte ihn am 10. April 1940 wieder in das Arbeits- und Bewahrungshaus in Berlin-Rummelsburg. Von dort verschleppte man unzählige Personen in das KZ Sachsenhausen. Dort wurde er nicht als "Homosexueller", als "Rosa-Winkel-Häftling" sondern als "Arbeitsscheuer" erfasst und erhielt die Häftlingsnummer 34744.

Sein Vater war sehr um seinen Sohn Herbert besorgt und bemüht. Der Vater schreibt der StA am Land- und Kammergericht, dem Gefängnisdirktor von Tegel, dem Innenminister, dem Justizminister, dem Führer AH persönlich - doch über die weitere Inhaftierung seines Sohnes entscheiden keine Justiz- und Kriminalbeamte... Es beginnt mit einem Justizirrtum, ein Angestellter lässt HH ins Arbeitshaus zurückführen nach der Strafhaft - obgleich die gerichtlich verfügte Internierung abgelaufen war. Als der Irrtum von der Staatsanwaltschaft korrigiert und seine Freilassung angeordnet wird - ohne gegenüber dem Vater auch nur ein Wort des Bedauerns zu verlieren - wird sein Sohn der Kriminalpolizei ausgeliefert, bei der Vorbeugungshaft beschlossen worden war. Die Justiz stellt sich unwissend auf die beharrlichen Nachfragen des Vaters.

Am 21.03.1941 wird sein Zugang im Krankenbau gemeldet. Nur wenige Tage später wurde er am 26.03.1941 im Alter von 31 Jahren im KZ Sachsenhausen ermordet. 



Bild: 🔎 Sterbeurkunde Nr. 443 Standesamt Oranienburg, 29. März 1941
Angebliche Todesursache: "Versagen von Herz und Kreislauf."

Dann erhält der Vater aus dem KZ Sachsenhausen die Nachricht über den Tod seines 31jährigen Sohnes. Und der Vater, ist sehr verzweifelt und setzt sich noch einmal für seinen ermordeten Sohn ein:



Bild: 🔎 Gnadengesuch seines Vaters Arnim Heinecke, Berlin N. 113, den 6. August 1941
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover, Dezember 2017. Überarbeitet, korrigiert Lothar Dönitz, mein Dank für die Dokumente, Informatioen an Andreas Pretzel, Berlin, 2025
Quellen:
• KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch
• Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen ⟩ Signatur 4119413
• Arolsen Archives, Listenmaterial Sachsenhausen... (Urnen die auf dem Friedhof Altglienicke beigesetzt wurden. ⟩ Signatur 4083828 ⟩ Strafakte, Notizen von Andreas Pretzel, Berlin, 2013
• Andreas Pretzel, Berlin, Dokumente und Notizen zur Strafakte.