Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Friedrich Guzmann



Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 30.08.1905
Geburtsort: Triest (dam. zu Österreich)
Ermordet am: 18.04.1940
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Friedrich Guzmann wurde am 30. August 1905 in Triest, das derzeit zu Österreich gehörte, geboren und katholisch getauft.1 Der Ledige wohnte später in Wien und war von Beruf Artist. Er entwickelte transvestitische Neigungen. Bald nach dem "Anschluss" Österreichs begann seine Verfolgung. Unter dem Pseudonym Rosa Goldmann hatte er in Frauenkleidern Männer auf der Straße angesprochen und gab dann bei Verhören folgendes zu Protokoll:
"Ich habe wohl Männer in meine Wohnung geführt, aber diese nie dort geschlechtlich befriedigt. […] Ich gehe sehr häufig in Frauenkleidern, weil ich mich darin wohlfühle. […] Schon seit meiner Jugend gehe ich gerne in Frauenkleidern und bin ich in der letzten Zeit fast immer in Frauenkleidern gegangen. Die Frage, ob ich geschlechtlich normal veranlagt bin, will ich nicht beantworten."
Vor dem Landgericht Wien sagte er dann aber klar aus, dass er seit seiner frühesten Kindheit homosexuell empfinde. Das Gericht bezeichnete ihn ausdrücklich als "homosexuellen Transvestiten" und verurteilte ihn 1938 nach §129Ib, der in Österreich Homosexuelle kriminalisierte, zu zehn Monaten schweren Kerker, verschärft durch einen Fasttag monatlich. Danach sollte er für drei Jahre in ein Arbeitshaus. Seine Strafe verbüßte er in den Gefängnissen Wien und Stein.

Die Zeit im Arbeitshaus dürfte er nicht voll verbüßt haben, denn am 11. April 1940 transportierte man ihn in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo ihn die SS als "§175-Berufsverbrecher" einstufte und er die Häftlingsnummer 18.440 erhielt. Bereits sieben Tage später, am 18. April 1940, verstarb Friedrich Guzmann im Alter von 34 Jahren im KZ Sachsenhausen.


Bild: 🔎 Karteikarte Amt für die Erfassung Kriegsopfer Berlin,
⟩  DocID 130602916, ITS Digital Archive, Arolsen Archives
Seine ausführliche Geschichte, seinen Leidensweg, hat Andreas Brunner, Co-Leiter von QWIEN - Zentrum für queere Geschichte, in seinen Buch »Als homosexueller verfolgt« erzählt.2
Buchtitel »Als homosexuelle verfolgt«
Hier ein Auszug aus dem Buch: »In Sachsenhausen ermordet« ... Fräulein Friedrich Guzmanns Doppelleben... ⟩  »In Sachsenhausen ermordet« (pdf).
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover, ergänzt, überarbeitet Lothar Dönitz, 2024
Fußnoten:
1  KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch der Gedenkstätte Sachsenhausen.
2  Andreas Brunner: ALS HOMOSEXUELL VERFOLGT Wiener Biografien aus der NS-Zeit; Mandelbaum (2023), 224 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen,
   ISBN: 978399136-017-9